Perón

Perón
Perọ́n,
 
1) Juan Domingo, argentinischer General und Politiker, * Lobos (Provinz Buenos Aires) 8. 10. 1895, ✝ Olivos 1. 7. 1974; war 1936-39 Militärattaché (zuletzt in Berlin), beteiligte sich innerhalb einer Offiziersjunta an dem Staatsstreich von 1943, war 1943 Kriegs-, bald darauf auch Arbeitsminister, im Juni 1944 zugleich Vizepräsident und stieg 1946 zum General auf. Durch ein Programm praktischer Sozialreformen gewann er die Unterstützung der Industriearbeiter (Descamisados, deutsch »Hemdlose«) und der Gewerkschaftsbewegung (v. a. der Confederación General del Trabajo, CGT). Als Perón im Oktober 1945 durch einen Militärputsch gestürzt und gefangen genommen wurde, erzwang der von den Gewerkschaften und seiner Frau Evita organisierte Marsch der Descamisados seine Freilassung. Mithilfe des Partido Laborista (Peronisten) gewann Perón am 24. 2. 1946 die Präsidentschaftswahlen. Die Verfassung vom 16. 3. 1949 erweiterte seine Machtbefugnisse und ermöglichte ihm die Wiederwahl 1951. Perón entfaltete im Innern eine zunehmend autoritäre Herrschaft (u. a. Außerkraftsetzung der Pressefreiheit), die aber auf den Zusammenhalt des konservativen Heeres und der revolutionierten Massen bedacht war. Seinen populistischen gesellschafts-, wirtschafts-, sozial- und verfassungspolitischen Maßnahmen, die anfangs eine breite Zustimmung bei der Bevölkerung fanden, suchte Perón im Justizialismus (Peronismus) eine ideologische Grundlage zu geben. Argentiniens führende Stellung unter den südamerikanischen Staaten stärkte er gegenüber dem Geltungsanspruch der USA. Die Verschlechterung der Wirtschaftslage, die zunehmenden Spannungen mit den feudal-konservativen Kräften und mit der katholischen Kirche schwächten das System.
 
Nach einem misslungenen Putschversuch 1951 im gleichen Jahr erneut zum Präsidenten gewählt, nahm Perón seine nationalistische Wirtschaftspolitik etwas zurück und gab seine scharfe, gegen die USA gerichtete Haltung auf. Eine am 16. 6. 1955 von Marineoffizieren getragene Revolte schlug fehl; durch den Aufstand vom 16. bis 21. 9. 1955, den auch der größte Teil des Heeres unterstützte, wurde Perón gestürzt. Er ging über Paraguay nach Venezuela ins Exil, 1958 nach kurzem Aufenthalt in der Dominikanischen Republik nach Spanien. Von dort aus versuchte er, unterstützt durch die immer noch zahlreichen Peronisten in Argentinien, Einfluss auf die Politik seines Landes zu nehmen. 1964 scheiterte Peróns Versuch, nach Südamerika zurückzukehren, an den brasilianischen Behörden. Unter der Regierung von General Alejandro Lanusse (1971-73), nach Wiederzulassung der politischen Parteien, konnte Perón am 20. 6. 1973 endgültig nach Argentinien zurückkehren; er gewann im September 1973 zwar die Präsidentschaftswahlen, doch gelang es ihm nicht, die zunehmenden innenpolitischen Unruhen in den Griff zu bekommen.
 
 
J. A. Page: P., a biography (New York 1983);
 R. D. Crassweller: P. and the enigmas of Argentina (ebd. 1987);
 A. L. González Rodríguez: J. D. P. (Sevilla 1992).
 
 2) María Estela Martị́nez de [-nɛs-], genannt Isabelita Perón, argentinische Politikerin, * La Rioja 4. 2. 1931, Ȋ mit 1); Tänzerin unter dem Pseudonym Isabel; ging mit Juan Domingo Perón ins spanische Exil, wo sie 1961 heirateten. Nach Argentinien zurückgekehrt (1973), war sie 1973-74 Vizepräsidentin, nach dem Tod ihres Mannes 1974-76 Präsidentin. Während ihrer Amtszeit verschärfte sich die wirtschaftliche und politische Lage des Landes dramatisch. Im März 1976 wurde ihre Regierung durch Militärputsch entmachtet. Perón wurde unter Arrest gestellt und 1981 zu einer Freiheitsstrafe verurteilt, die sie jedoch nicht antreten musste (1983 begnadigt). 1974-85 war sie Vorsitzende des peronistischen Partido Justicialista.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Lateinamerika: Zwischen Reform und Diktatur
 
 3) María Eva Duạrte de, genannt Evita Perón, argentinische Politikerin, * Los Toldos (Provinz Buenos Aires) 7. 5. 1919, ✝ Buenos Aires 26. 7. 1952, Ȋ mit 1); Sängerin und Filmschauspielerin. Sie unterstützte Juan Domingo Perón (Heirat im Dezember 1945) zunächst als Rundfunksprecherin und organisierte im Oktober 1945 den Marsch der Descamisados (»Hemdlose«), der ihm den Weg zur Präsidentschaft ebnete. Als »Presidenta« und Vorsitzende des Partido Peronista Feminino setzte sie die Schaffung sozialer Einrichtungen durch (Krankenhäuser, Kinder- und Altenheime) und trat für das Frauenwahlrecht ein (1947 eingeführt). Im August 1951 ließ sie sich zunächst zur Kandidatur für das Amt des Vizepräsidenten drängen, zog sie jedoch wieder zurück. - Ihr Leben, von ihr selbst in den Erinnerungen »La razón de mi vida« (1951; deutsch »Der Sinn meines Lebens«) beschrieben, wurde bald zur Legende verklärt und gab Stoff für Romane und das (auch verfilmte) Musical »Evita« von A. Lloyd Webber (1978).
 
 
J. Barnes: Evita P. (a. d. Engl., 1984);
 F. Chávez: E. P. en la historia, auf mehrere Bde. ber. (Buenos Aires 1986 ff.);
 A. Dujovne Ortíz: Evita P. Die Biogr. (a. d. Span., 1996).

Universal-Lexikon. 2012.

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